Westmann: Spätaussiedler leisten erheblichen Beitrag zur Stärkung des Rentensystems – Beauftragte für Anpassung der Fremdrente
Die Heimatvertriebenen- und Spätaussiedlerbeauftragten von Bund und Ländern haben sich im Rahmen ihrer Konferenz in Berlin für eine Anpassung der Fremdrente ausgesprochen. Diese wurde in den Neunzigerjahren aufgrund eines geringeren Rentenniveaus in den Neuen Bundesländern um 40 Prozent gesenkt, anders als die Ost-Rente allerdings nie erhöht. Auch die Deckelung der Endgeltpunkte für Einzelpersonen auf 25 und für Paare auf 40 besteht bis heute unverändert. „Das führt in vielen Fällen zu Altersarmut, obwohl die Betroffenen ihr Leben lang hart gearbeitet haben“, kritisiert die niedersächsische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Editha Westmann.
Die Landesbeauftragte begrüße zwar die mehrheitliche Entscheidung der Länder, den Bundestag mit einer Überprüfung der Rentenhöhe zu beauftragen. Es sei jedoch noch viel Überzeugungsarbeit nötig, um bestehende Informationsdefizite zu beseitigen: „Bei der Anpassung der Fremdrente handelt es sich nicht um politische Almosen, sondern um einen wichtigen Beitrag zu Rentengerechtigkeit. Der Generationenvertrag wird ausgehebelt, wenn die Kinder unserer Spätaussiedler in die Rentenkassen einzahlen und gleichzeitig auch noch den Unterhalt für ihre Eltern aufstocken müssen. Die Spätaussiedler haben ein Recht auf eine auskömmliche und ihrer Lebensleistung entsprechenden Rente“, so Westmann. Entgegen der durchschnittlichen Altersverteilung in Deutschland bezögen darüber hinaus nur 18 Prozent der Spätaussiedler eine Rente. „Das zeigt einmal mehr, dass die Spätaussiedlerfamilien einen erheblichen Beitrag zur Stärkung unseres Rentensystems leisten. Es ist an der Zeit, diese Leistung anzuerkennen.“
Neben der Fremdrente haben sich die Bundes- und Landesbeauftragten auch mit der finanziellen Förderung verständigungspolitischer Maßnahmen sowie aktuellen Problemen bei der Anerkennung der in den Herkunftsländern ausgestellten Geburtsurkunden befasst.
Hinsichtlich einer finanziellen Unterstützung der im Bundesvertriebenengesetz geregelten verständigungspolitischen Maßnahmen weist die Landesbeauftragte darauf hin, dass die Landsmannschaften der Länder und Kreise jederzeit die Möglichkeit haben, sich beim Bundesministerium des Innern über die Förderkriterien zu informieren und Hilfe bei der Antragstellung zu erhalten. „Auch ich stehe den Landsmannschaften gerne zur Verfügung, wenn Unterstützung gewünscht ist“, betont Westmann, die zudem Bewegung bei der hiesigen Anerkennung von Geburtsurkunden aus den Heimatländern ankündigt: „Wir tragen das Problem jetzt an die Kommunalen Spitzenverbände heran. Eine Lösung könnte sein, dass die Standesämter eine Nachbeurkundung vornehmen.“
Die nächste Konferenz der Heimatvertriebenen- und Spätaussiedlerbeauftragten soll im Herbst 2019 in Niedersachsen stattfinden. Auf dem Programm stehen auf Vorschlag von Editha Westmann dann auch ein Besuch im Grenzdurchgangslager und im Museum Friedland.
Mit freundlichen Grüßen
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Westmann: „Gerechtere Rentenzahlungen würdigen die Lebensleistungen“
Als ein wichtiges Signal der Länder für mehr Gerechtigkeit bewertet die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler einen vom Bundesrat heute beschlossenen Antrag zur Verbesserung der Fremdrente. Niedersachsen hatte sich ebenfalls für gerechtere Renten bei den Spätaussiedlern eingesetzt.
„Tausende von älteren Spätaussiedlern in Deutschland sind von Altersarmut bedroht oder betroffen. Wir sollten ihre Lebensleistungen stärker würdigen. Diese Menschen fühlen sich bisher um die Früchte ihrer Arbeit gebracht. Die Bundesregierung ist nun aufgefordert, diese Landsleute stärker in den Fokus zu nehmen und konkrete Lösungen vorzulegen“, sagte die Landesbeauftragte Editha Westmann.
Die Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler haben seit 1996 Kürzungen von bis zu 40 Prozent bei der Neugewährung ihrer so genannten Fremdrente hinnehmen müssen. Westmann setzt sich seit Übernahme ihres Amtes als Landesbeauftragte für eine sozial ausgewogenere Lösung ein.
Westmann hatte die Landesregierung erfolgreich gebeten, eine länderübergreifende Initiative Bayerns im Bundesrat zu unterstützen. Ebenso hatte sie eine bundesweite Resolution hierzu unterstützt. Der Niedersächsische Landtag hatte bereits im Oktober vergangenen Jahres einem Entschließungsantrag zugestimmt. Auch dieser beinhaltete eine Bundesratsinitiative zur Prüfung konkreter Verbesserungen bei der Fremdrente sowie bei der rentenrechtlichen Situation von jüdischen Zugewanderten aus Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion.
„Ein finanzieller Nachteilsausgleich betrifft zwar mehrere hunderttausend ältere
Spätaussiedler. Da die hier Aufgewachsenen keine Fremdrente mehr beziehen und ausreichend in die deutsche Rentenversicherung einzahlen, würden weder der Steuerzahler noch die Rentenkasse auf Dauer belastet“, so Westmann.
Hintergrund:
Aussiedler waren bis Mitte der 1990er-Jahre den Bundesbürgern bei ihrer Rentenhöhe gleichgestellt. Dann erfolgte eine gesetzliche Neuregelung bei den Fremdrenten. Zum einen musste seinerzeit das niedrigere Lohnniveau in den östlichen Bundesländern mit Blick auf die Altersversorgung der Bevölkerung aufgefangen werden. Zum anderen siedelten sich zwischen 1990 und 2000 mehr als zwei Millionen deutschstämmige Menschen aus den Staaten der zerfallenen Sowjetunion in der Bundesrepublik an.
Die Folgen der Novelle treffen heute vor allem die Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler hart. Unabhängig von ihrer Erwerbsbiografie erhalten sie daraus nur noch maximal 25 Entgeltpunkte für ihre Fremdrente angerechnet. Bei Ehepaaren sind dies maximal 40 Entgeltpunkte. Letztere werden aber nach dem Tod des Partners wieder auf 25 Punkte gedeckelt. Dadurch drohten vor allem denjenigen, die lange in ihren Herkunftsstaaten gearbeitet haben und in Deutschland nur auf eine überschaubare Zahl an Beitragsjahren kommen, Renten weit unter dem bundesdeutschen Durchschnitt oder sogar unterhalb der Armutsgrenze.
Berlin/Stuttgart, 15.02.2018 - Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland unterstützt den Vorstoß des Bundesrates zur Neubewertung der rentenrechtlichen Vorgaben für Spätaussiedler (Drucksache 461/18). Die Bundesregierung wird darin aufgefordert, die rentenrechtliche Situation zu prüfen und die Ungerechtigkeit für Spätaussiedler zu beenden.
„Die Deutschen aus Russland erhoffen sich endlich, dass die Bundesregierung im Sinne der sozialen Gerechtigkeit entscheidet. Unsere Seniorinnen und Senioren sind unverhältnismäßig stark von der
Altersarmut betroffen. Dies muss sich ändern und die Bundesregierung endlich handeln”, sagt der Bundesvorsitzende Johann Thießen.
Für große Aufmerksamkeit sorgte bereits vor Wochen die gemeinsame Resolution der Banater Schwaben, des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und der LmDR zur Abschaffung der Rentennachteile bei den
Spätaussiedlern. Weit über 10.000 Unterschriften konnten binnen kürzester Zeit gesammelt werden und unterstreichen die Wichtigkeit des Anliegens.
Link zur Resolution: https://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/verband/19518-gemeinsame-resolution.html
Informations- und Dialogveranstaltungen geplant
In seiner Eigenschaft als Abgeordneter des Deutschen Bundestages hatte BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius (München) eine Delegation der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR) am
27. Januar 2017 zu einem Gespräch über die rentenrechtliche Situation der Spätaussiedler und mögliche Verbesserungsstrategien nach Berlin eingeladen. Gekommen waren Lilli Bischoff (Hannover) und
Adolf Braun (Dresden) aus dem LmDR-Bundesvorstand sowie der russlanddeutsche Bundestagsabgeordnete Heinrich Zertik (Schieder-Schwalenberg).
In vertrauensvoller Atmosphäre äußerten sich die Beteiligten besorgt über das gesamtgesellschaftlich ansteigende Risiko der Altersarmut. Spätaussiedler, die mit Rentenansprüchen aus ihren Herkunftsgebieten nach Deutschland kommen, betreffe dies aufgrund früherer Gesetzesänderungen überproportional oft. Man war sich einig, dass dies in keiner Weise Leistung und Lebensschicksal der Betroffenen gerecht werde, die überdies mit ihren Familienstrukturen dazu beitrügen, die gesetzliche Rente in Deutschland zu stützen. Dr. Fabritius sprach deutlich von einer „Generationenungerechtigkeit im Rentenrecht“, der mit politischen Mitteln begegnet werden müsse.
Der Bund der Vertriebenen hatte bereits Anfang letzten Jahres ein Positionspapier zum Thema erarbeitet und dann auf seiner Bundesversammlung im Dezember eine Entschließung verabschiedet, die Verbesserungen in diesem Bereich anmahnt. Hierzu nahmen die Gesprächspartner in klarem Konsens nochmals Stellung und erneuerten etwa die Forderung, die mit dem Rentenbezug aus dem Ausland verbundenen bürokratischen Hürden und finanziellen Belastungen abzubauen. Wünschenswert seien faire Sozialversicherungsabkommen mit allen Herkunftsstaaten, mit denen es bisher keine solchen gebe. Außerdem sei eine Anhebung der aus dem jeweiligen Herkunftsgebiet anrechenbaren Entgeltpunkte auf ein höheres Niveau sowohl bei Alleinstehenden als auch bei Verheirateten anzustreben. Auch die Erklärungsfrist für Kindererziehungszeiten von einem Jahr nach Zuzug nach Deutschland sei zu kurz bemessen. Die wenigsten Spätaussiedler würden im ersten Jahr des Zuzuges mit diesem Sachverhalt überhaupt konfrontiert und versäumten es deswegen, die Erklärung abzugeben.
Gerade im Hinblick auf den bevorstehenden Wahlkampf gelte es nun, im politischen Raum noch stärker für dieses Thema zu sensibilisieren und auf die bestehende Ungerechtigkeit hinzuweisen, so die einhellige Meinung. Gleichzeitig müsse den Spätaussiedlern die Gelegenheit geboten werden, sich mit ihren konkreten Sorgen und Nöten Gehör zu verschaffen.
Dr. Fabritius, der Jurist mit einem Schwerpunkt im Sozialversicherungsrecht ist, regte an, die Betroffenen persönlich in Veranstaltungen an mehreren zentralen Orten, wie z.B. in Berlin, München, Dresden oder Hannover, über die derzeitigen rentenrechtlichen Hintergründe und Entwicklungen zu informieren und mit ihnen in einen Dialog zu treten. Dieser Vorschlag wurde gern angenommen.
Abschließend bekräftigten die Gesprächspartner ihre Absicht, den bisherigen konstruktiven Austausch zu den Anliegen der deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler fortzusetzen.
Marc-P. Halatsch
Unzählige Ortsgliedrungen der Landsmannschaft und engagierte Spätaussiedler bundesweit haben in den vergangenen Jahren die Förderung der Friedlandhilfe e.V. in Anspruch genommen. „Die ist wie vom
Himmel geschickt. Wir können der Friedlandhilfe nicht oft genug danken, ohne diese Unterstützung würden manche Veranstaltungen, die einer besseren Integration der Spätaussiedler dienen, gar nicht
zustande kommen. Keiner hat uns in den vergangenen Jahren mehr geholfen als die Friedlandhilfe“, spricht Anna Glok, die Vorsitzende der Kreis- und Ortsgruppe, zahlreichen Landsleuten bundesweit aus
der Seele. Die Friedlandhilfe fördert ehrenamtliches Engagement und Maßnahmen, die die gesellschaftlichen Eingliederung von Spätaussiedlern unterstütze, vornehmlich Integrationsmaßnahmen in den
Bereichen Kultur, Sport und Freizeit zur bessren Integration und Akzeptanz von Aussiedlern. Das geschieht in Zusammenarbeit mit dem Bundesinnenministerium und dem Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge.
Auch in Niedersachsen werden Jahr für Jahr zahlreiche kulturelle und sportliche Veranstaltungen der Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion von der Friedlandhilfe gefördert. Beim Adventsempfang am 04.12.2015 im Tagungshaus St. Clemens in Hannover überreichte die Landesvorsitzende Lilli Bischoff dem Vorsitzenden des Vereins Friedlandhilfe e.V., Karl-Heinz Keudel, eine Ehrenurkunde und die Katharinen-Medaille der Landsmannschaft als Ausdruck der Dankbarkeit für die langjährige Unterstützung der Integrationsarbeit der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland.
In zentraler Funktion ist die Friedlandhilfe Bindeglied zwischen Spendern, Bundesregierung und Wohlfahrtsverbänden, um die Mittel für eine erste Versorgung bei wechselnden Spätaussiedlerzahlen sicherzustellen. Während die Spenden nach wie vor für die Erstbetreuung der im Grenzdurchgangslager Friedland Aussiedler eingesetzt werden, handelt es sich bei den von der Friedlandhilfe verwalteten Fördermitteln ausschließlich um Mittel aus dem Haushalt des Bundesministeriums des Innern, die gezielt zur Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements von Spätaussiedlern verwendet werden.
Mehr als 50 Jahre Friedlandhilfe und Spendeneinnahmen von über 60 Millionen Euro seit der Gründung, dazu unzählige neue und neuwertige Sachspenden bestätigen, dass die Idee der Gründungsväter auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Sie sind ein eindrucksvolles Zeichen mitmenschlicher Anteilnahme der bundesdeutschen Bevölkerung für die heimkehrenden Landsleute. Auch im Jahre 2015 hat die Friedlandhilfe wieder ca. 500.000 Euro an Betreuungsausgaben ausgeschüttet.
Die Hilfsorganisation Friedlandhilfe e.V. mit Sitz im 1945 eingerichteten Grenzdurchgangslager Friedland wurde 1957 gegründet. Hunderttausende von Flüchtlingen, Vertriebenen und Heimkehrern waren seit Kriegsende bereits aufgenommen worden – nun kamen als neue herausfordernde Aufgabe die Aussiedler aus ost- und südosteuropäischen Staaten hinzu. Die Hilfsmittel der in der Betreuungsarbeit stehenden Wohlfahrtsverbände aus privaten Spenden und öffentlichen Zuwendungen gingen zurück, sie reichten lediglich für die dringend notwendige Erstversorgung der Eintreffenden. Diese Situation führte zur Gründung der „Friedlandhilfe e.V.“ mit dem Ziel, Geld- und Sachspenden zur Erstbetreuung der Landsleute aus dem Osten von allen Kreisen der Bevölkerung und Wirtschaft zu erbitten und für deren umgehende, gerechte Verteilung durch die Wohlfahrtsverbände zu sorgen.
Seit der Geburtsstunde der Friedlandhilfe im Jahre 1957 war Johanne Büchting (geb. 1924), genannt der „Engel von Friedland“, Impulsgeberin und Organisatorin zugleich. Die heutige Ehrenvorsitzende nahm sich bereits 1954 der Menschen im Grenzdurchgangslager Friedland an. Ihr Bestreben galt nicht nur der Organisation dieser Zufluchtsstätte, vielmehr stand die menschliche Anteilnahme stets im Mittelpunkt ihres Wirkens, sie leistete auch moralischen und seelischen Beistand, den viele nach den Fluchtstrapazen und dem Verlust ihrer Heimat bitter benötigten. 1969 trat sie als Schatzmeisterin in den geschäftsführenden Vorstand ein, den sie später von 1978 bis 2000 als Vorsitzende leitete. 1979 erhielt Johanne Büchting für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1996 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Von Beginn an konzentrierte sich die Aufgabe der Friedlandhilfe nicht nur auf das Grenzdurchgangslager Friedland sondern auch auf die anderen Erstaufnahmeeinrichtungen, etwa in Nürnberg (für Rumäniendeutsche), Gießen (für DDR-Flüchtlinge) und Berlin-Marienfelde (für alle in Berlin Eintreffenden). Nach der Wende wurden diese Lager – außer Friedland – allmählich aufgegeben. Dafür wurden Aufnahmeeinrichtungen in Rastatt, Unna-Massen, Hamm, Empfingen, Bramsche, Schönberg-Holm und Dranse eingerichtet.
Je nach der Lage der Weltpolitik war auch die Anzahl der eintreffenden Aussiedler/Spätaussiedler starken Schwankungen ausgesetzt. Während z.B. 1974/75 nur 23.500 Personen zu betreuen waren, steigerten sich die Zahlen im Zuge der Öffnung zwischen Ost und West bis zu weit über 200.000 jährlich. Ab 1988/89 war die Friedlandhilfe darum nicht mehr in der Lage, ihre Arbeit ohne ergänzende Zuwendungen des Bundes durchzuführen.
Inzwischen ist das Grenzdurchgangslager Friedland alleinige Erstaufnahmeeinrichtung in der Bundesrepublik Deutschland. Alle Spendenmittel der Friedlandhilfe gehen somit an die hier tätigen Wohlfahrtsverbände (Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonisches Werk), die gemäß dem Pro-Kopf-Betreuungssatz die benötigten Dinge im günstigen Großeinkauf sorgfältig aussuchen. Der ehrenamtlich arbeitende Vorstand der Friedlandhilfe mit OStD a.D. Karl-Heinz Keudel (Korbach) an der Spitze setzt sich zusammen aus den Vertretern der Wohlfahrtsverbände (Innere Mission/Diakonie und die Caritas), mit Anna Welz (Hannover, Landesgruppe Niedersachsen) ist auch die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland repräsentiert. Der Vorstand sieht die Aufgabe der Friedlandhilfe nach wie vor in der praktischen Fürsorge zur Erleichterung des Neuanfangs, stets begleitet von herzlichen Worten der Anteilnahme – ein seelischer erster Schritt zur Integration.
Mehr zum Thema unter www.friedlandhilfe.de
VadW
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
sehr geehrte Frau Ministerin,
sehr geehrter Herr Busemann,
verehrte Ehrengäste,
liebe Landsleute,
ich begrüße Sie ganz herzlich zur zentralen Gedenkfeier der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, die wir in diesem Jahr unter dem Motto „Erinnerung bewahren, neue Heimat mitgestalten: 250 Jahre russlanddeutscher Geschichte“ durchführen.
Einleitend danke ich Ihnen allen, dass Sie trotz – oder gerade wegen! – der schweren Zeiten, die auch auf Friedland zugekommen sind und noch weiter zukommen werden, den Weg zu uns gefunden haben.
Ganz herzlich Danke ich auch Frau Waltraud Schmidt von der Caritasstelle Friedland und Herrn Heinrich Hörnschemeyer die trotz der Überlastung durch die Situation die heute im GDL herrschen uns mit Rat und Tat bei der Vorbereitung der Gedenkfeier zu Seite gestanden sind.
Und ohne die Unterstützung der Landesregierung wären die Gedenkfeier und auch andere Projekte der LG nicht möglich gewesen, dafür danke ich der LR ganz herzlich.
Mein besonderer Dank geht auch an den LV der LM der Deutschen aus Russland und den Helferinnen und Helfer aus den OG.
Wie bereits in den vergangenen Jahren hat sich die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland für Friedland als dem Ort entschieden, der für die allermeisten Deutschen aus Russland Symbol ihres lang ersehnten Neubeginns in Deutschland ist.
In diesem Jahr treffen wir uns in Friedland in einer Situation, in der die äußerste Not von Millionen Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Verderben sind, zum alles beherrschenden Thema geworden ist.
Wir Deutschen aus Russland kennen dieses Elend nicht nur vom Hörensagen. Vertreibung, Flucht, Deportation, Krieg und Not – das alles haben wir oder unsere Vorfahren in der Sowjetunion Stalins am eigenen Leib erfahren.
Ebenso wie wir Deutschen aus der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten in Deutschland Zuflucht und Freiheit suchten, so kommen heute Tausende Flüchtlinge und Asylsuchende nach Deutschland, weil sie sich nach Sicherheit und ein Leben in Frieden sehnen.
Wir hoffen, dass diesen Menschen hier in Deutschland die gleichen Chancen geboten werden, die auch wir hatten und die wir genutzt haben. Die meisten meiner Landsleute haben sich gut integriert und sind in Deutschland heimisch geworden. Wir sind angekommen, haben in der Heimat unserer Vorfahren Wurzeln geschlagen und sind jetzt dabei, etwas zurückzugeben und das Leben in unseren Städten und Gemeinden aktiv mitzugestalten.
Nicht von ungefähr hatten wir daher unserem Bundestreffen im Juli dieses Jahres in Stuttgart das Motto „Deutsche aus Russland - hier und heute. Von Hilfesuchenden zu Leistungsträgern“ gegeben. Mit dem, was wir hier in Deutschland auf die Beine gestellt haben, brauchen wir uns wirklich nicht zu verstecken.
Und gerade als Bürger dieses Landes sehen wir es jetzt als unsere Pflicht an, uns für die Menschen einzusetzen, die in Sorge um ihre Familien Schutz in Deutschland suchen.
Ich wende mich nachdrücklich an alle Deutschen aus Russland, sich für diese Hilfesuchenden zu engagieren. Viele Einheimische haben sich über die Jahrzehnte hinweg für uns eingesetzt, und nun ist es an uns, für Menschen einzutreten, die sich selber nicht mehr helfen können.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
bei unserem bereits erwähnten Bundestreffen haben wir zum zweiten Mal den Katharinen-Preis, die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, überreicht. Die Auszeichnung ging an das Grenzdurchgangslager Friedland und die Gemeinde Friedland.
Wir würdigten damit die jahrzehntelangen Verdienste, die sich das Grenzdurchgangslager und die Gemeinde Friedland bei der Aufnahme und Eingliederung der Deutschen aus der Sowjetunion bzw. ihren Nachfolgestaaten erworben haben.
Ich will daher als Ehrengäste zunächst den Ortsbürgermeister von Friedland, Wilfried Henze, und Joachim Mrugalla von der Außenstelle Friedland des Bundesverwaltungsamtes
begrüßen.
Als Festrednerin heiße ich die Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Niedersachsen, Cornelia Rundt, willkommen.
Als Vertreter des Niedersächsischen Landtages begrüße ich den Landtagspräsidenten Bernd Busemann
Ganz besonders möchte ich
-den Vizepräsidenten Klaus-Peter Bachmann
-und den ehemaligen Minister für Inneres und Sport, Uwe Schünemann, Mitglied des Ausschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten, Medien und regionale Entwicklung und Leiter der „Ideenwerkstatt Südniedersachsen“; begrüßen.
Editha Lorberg, stellvertretende Vorsitzende der CDU
–Landtagsfraktion, Petra Joumaah, Mitglied im
Ausschuss für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Migration; und Ronald Schminke, Vorsitzender des SPD-Stadtbezirks Hannoversch Münden.
Die Andachten im Rahmen der Feierstunde und vor der Friedlandglocke bzw. vor dem Heimkehrerdenkmal sprechen Pastor Martin Steinberg von der Inneren Mission und dem Evangelischen Hilfswerk im Grenzdurchgangslager Friedland und Pfarrer Rainer Hoverath, Beauftragter für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge im Erzbistum Köln. Herzlich willkommen!
Ich begrüße die stellvertretende Landrätin des Landkreises Göttingen, Marianne Stietenroth.
Als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Niedersächsischen Landtages begrüße ich Aylin
Saral, Mitarbeiterin des Landtagsvizepräsidenten Klaus-Peter Bachmann, Petra
Spandau, Frau Dr. Charlotte Freund und Alptekin Kirci vom Verbindungsbüros
zur Landesbeauftragten für Migration und Teilhabe
Vom IM begrüße ich ganz herzlich:
Klaus Engemann, Referatsleiter im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, Und Klaus Bittner, Herrn Hildebrandt, Pressesprecher der Ministerin Cornelia Rundt
Als weitere Ehrengäste heiße ich willkommen
Volkmar Gerger, Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen mit Ehefrau,
Inge Pfitzner, stellvertretende Vorsitzende der Friedlandhilfe, und Nadja Kurz, Geschäftsführerin des Heimatvereins der Deutschen aus Russland, aus Cloppenburg.
Mein besonderer Gruß geht an die Delegation aus der Partnerregion des Landes Niedersachsen Tjumen, Russland, mit der Vorsitzenden des „Gebietszentrums für Bildung, Methodik und deutsche Kultur Tjumen“, Natalia Matschuga.
Und schließlich begrüße ich den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Waldemar Eisenbraun mit Ehefrau, und sämtliche Teilnehmer aus den Landes- und Ortsgruppen unseres Vereins.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
im Anschluss an diese Feierstunde treffen wir uns zu Andachten und Kranzniederlegungen vor der Friedlandglocke und dem Mahnmal. Ich darf Sie auch dazu herzlich einladen und hoffe, dass Sie bei uns angenehme und unvergessliche Stunden verbringen.
Nach der Kranzniederlegung laden wir Sie zu Gespräche bei Kaffee und Kuchen im Haus 31 (Caritasstelle) ein.
Deutsche aus Russland – Ein Gewinn für Niedersachsen
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Landsleute!
Niedersachsen ist ein Land gelebter Integration. Unser Land hat in seiner Geschichte seine Integrationsfähigkeit mehrfach unter Beweis gestellt. Niedersachsen hat nach dem Kriege mehr als 2 Millionen Heimatvertriebene und Flüchtlinge aufgenommen. Ohne diese Menschen wäre der Aufbau unseres Landes und unserer Städte nicht möglich gewesen. Auch unsere Spätaussiedler haben das Leben in Niedersachsen aktiv mit gestaltet und zur Erfolgsgeschichte des Landes beigetragen. Als Sportminister bin ich besonders stolz auf die hervorragenden sportlichen Aktivitäten unserer neuen Landsleute.
Integration ist eine der wichtigsten innenpolitischen Aufgaben und Herausforderungen unserer Zeit. Das Gelingen der Integration zugewanderter Menschen ist ein zentrales Anliegen der Politik der Niedersächsischen Landesregierung und entscheidend für den Zusammenhalt sowie die Stabilität unseres Gemeinwesens.
Integration ist ein wechselseitiger Prozess und steht unter dem Leitprinzip „Fördern und fordern!“. Das Land Niedersachsen bietet vielfältige Fördermaßnahmen. Aber nur durch persönliche Anstrengungen lassen sich gemeinsam mit den verschiedenen staatlichen und gesellschaftlichen Akteuren die Herausforderungen der Kernaufgabe Integration erfolgreich meistern. Dazu gehört insbesondere das Erlernen und Beherrschen der deutschen Sprache, denn die Sprache ist der Türöffner in unserem Land: für Schule, Erwerbsleben und die Kommunikation in unserer Gesellschaft überhaupt.
Die nachhaltigen Bemühungen des Landes und der Kommunen sowie die sozialen Dienstleistungen insbesondere der freien Wohlfahrtsverbände, der Kirchen, der Bildungseinrichtungen, der Sportvereine, der Freiwilligen Feuerwehren sowie unzähliger privater Initiativen tragen - jede auf ihre Art - dazu bei, die Integration unserer Spätaussiedler zu fördern. Gerade das ehrenamtliche Engagement vor Ort ist für eine erfolgreiche Integrationspolitik unverzichtbar.
Die Mehrzahl der Spätaussiedler ist bereits integriert. Sie haben den Sprung in Ausbildung und Arbeitsmarkt geschafft. Sie sind fester Bestandteil der örtlichen Gemeinschaft und gute Nachbarn geworden. Sie bereichern unsere Gesellschaft und tragen mit ihren Potenzialen zu einem vielfältigen, weltoffenen und innovativen Niedersachsen bei.
Die Lektüre dieses Heftes ermöglicht beispielhaft Einblick in die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die die Deutschen aus Russland zu uns „mitgebracht“ haben. Anhand ihrer Porträts werden die vielfältigen Qualitäten und Kompetenzen sichtbar und einer breiteren Öffentlichkeit zugängig gemacht. Sie sind die besten Beispiele dafür, dass ihre Integration in Niedersachsen gelungen ist. Ihre vorbildlichen Anstrengungen und ihre Zielstrebigkeit in Schule, Beruf oder Freizeit sind es, die anderen Mut machen sollen, sich den Herausforderungen der Integration zu stellen.
Gleichermaßen sind aber auch die „einheimischen“ Niedersachsen gefordert, ihren Teil zur Integration unserer Spätaussiedler zu leisten. An ihnen liegt es, unsere neuen Mitbürger, beispielsweise durch die Ermunterung zur Mitgliedschaft in Vereinen oder zu ehrenamtlichem Engagement, in unserer Mitte aufzunehmen. Vorurteile und Diskriminierung gegenüber Spätaussiedlern, aber auch anderen Zuwanderern dürfen in unserem demokratischen Gemeinwesen keinen Platz haben.
Daher wünsche ich dieser Broschüre nicht nur viele Leserinnen und Leser unter den Deutschen aus Russland, sondern auch unter allen Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes - machen Sie sich Ihr eigenes Bild!
Uwe Schünemann
(Broschüre „Deutsche aus Russland in Niedersachsen“, 2008)
Liebe Landsleute,
liebe Leserinnen und Leser,
mit dieser Broschüre erinnert der Landesverband Niedersachsen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. die breite Öffentlichkeit an die folgenreiche Auswanderung der Deutschen aus Hessen, Pfalz, Württemberg, Baden und Bayern vor über 200 Jahren nach Russland: eine Auswanderung, deren positive und negative Auswirkungen sowohl in der russischen als auch der deutschen Geschichte unübersehbare Spuren hinterlassen haben. Die Nachfahren jener Deutschen kommen seit über 50 Jahren zurück in das Land ihrer Vorfahren, wie damals aus sehr verschiedenen Gründen – die Nachwirkungen der beiden Weltkriege stehen dabei im Vordergrund.
Auch der kurze Einblick in die Geschichte des Grenzdurchgangslagers Friedland, für ein Groß der Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion ein Symbol und Inbegriff des Neubeginns, aber auch ein Ort des Erinnerns und des Gedenkens, gehört unzertrennlich zur Geschichte der Russlanddeutschen, die auf der Suche nach einer Heimat sind. In diesem Sinne soll die vorliegende Publikation ein Beitrag zum besseren Verständnis der geschichtlichen Hintergründe und der heutigen Situation der Deutschen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, zur besseren Integration und zu mehr Solidarität mit den betroffenen Menschen sein.
Die gesamte Integrationsgeschichte der Russlanddeutschen in Niedersachsen zeigt, welches gewaltige Potenzial die Aussiedlerfamilien mitgebracht haben. Landesweit haben sich Ortsverbände der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland etabliert und haben in jahrelangem ehrenamtlichem Engagement wertvolle Erfahrungen gesammelt, wie Integration als Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort unterstützt werden und gelingen kann.
Zahlreiche Russlanddeutsche haben beeindruckende Leistungen im kulturellen und sportlichen, aber auch gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Bereichen erzielt. Die 34 Biografien von Aussiedlern – aus allen Generationen und Berufen – stehen stellvertretend für zahlreiche ähnliche Lebensgeschichten und entkräften unter anderem auch so manchen Vorurteil gegenüber den „Fremden aus dem Osten“.
So gesehen ist diese Broschüre auch eine Plattform für gegenseitiges Kennenlernen, einen Erfahrungsaustausch und einen Dialog und somit eine Hilfestellung für das Zusammenwachsen der einheimischen Deutschen mit den zugewanderten Deutschen aus Russland, die sich nichts sehnlicher wünschen, als anzukommen, akzeptiert und anerkannt zu werden. Denn: Integration ist kein einseitiger Prozess, sondern eine Aufgabe von nationaler Bedeutung. Und so erfordert sie Anstrengungen von allen - vom Staat und von der Gesellschaft, die aus Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte bestehen.
Die Bemühungen seitens Politik und Behörden, den Einstieg der Spätaussiedler in ihren früher ausgeübten Beruf zu unterstützen, müssen weiter verstärkt werden. Zu viele Akademiker wie Lehrer, Ingenieure oder Wissenschaftler aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion finden keinen angemessenen beruflichen Anschluss, ihr persönliches und fachliches Potential wird nicht ausgeschöpft und verkümmert oft. Und doch schaffen es nicht wenige, vor allem durch eigene Motivation und Tatkraft, auch beruflich Fuß zu fassen. Viele Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion haben ihren Platz in der deutschen Gesellschaft längst gefunden. Sie sind erfolgreich und tragen mit ihren Fähigkeiten und Leistungen zum Wohlstand und zur gesellschaftlichen und kulturellen Vielfalt des Landes bei.
Bundesweit, auch in Niedersachsen, betreiben Deutsche aus Russland mit steigender Tendenz Arztpraxen, Sprach-, Kunst-, Musik- und Sportschulen, Verlage, Frisiersalons, Bauunternehmen, Reisebüros, Fahrschulen oder Lebensmittelgeschäfte. An vielen Hochschulen bilden junge Menschen aus Aussiedlerfamilien einen beträchtlichen Anteil an motivierten Studenten, die junge Generation der Deutschen aus Russland erschließt Forschungsgebiete wie Mathematik, Naturwissenschaften, Politologie oder Medizin. In der Jugendarbeit oder Sprachförderung sind Deutsche aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion mit ihren Sprach- und Fachkompetenzen nicht wegzudenken. Zunehmend bringen sich die Deutschen aus Russland auch in das Vereinsleben und in die Kommunalpolitik ein. Die Leistungen im deutschen Spitzensport sind ohne den Beitrag von Zuwanderern inzwischen kaum denkbar.
Aber es gibt auch solche, die das „Ankommen“ noch vor sich haben. Sie brauchen die Hilfe der Gesellschaft und der Vereine. Diese Broschüre ist auch ein Angebot an die Mitbürger, genauer hinzuschauen und zu helfen. Der Landesverband Niedersachsen bedankt sich bei der Niedersächsischen Regierung für die Möglichkeit, mit dieser Publikation aus dem eigenen Schatten zu treten und die Stärken unserer Landsleute zu zeigen. Man wächst an den eigenen Erfolgen.
(Broschüre „Deutsche aus Russland in Niedersachsen“, 2008)
Sehr verehrte Damen und Herren,
im Namen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und ihres Bundesvorsitzenden Adolf Fetsch darf ich Ihnen die Solidarität unseres Verbandes mit Ihrem „Friedländer Bündnis gegen Rechts“ erklären, das sich in diesen Tagen gegen Aktionen wendet, die von rechtsradikalen Kräften gesteuert werden, die ohne jegliche Legitimation vorgeben, im Namen der Deutschen aus Russland zu handeln.
Es ist leider nicht das erste Mal, dass verschwindend kleine rechtsradikale Organisationen versuchen, sich als öffentlicher Anwalt der Deutschen aus Russland aufzuspielen. Die Landsmannschaft hat sich bereits in der Vergangenheit ganz entschieden von diesem Ansinnen distanziert und tut das hier und heute erneut!
Unsere Heimkehrer und Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion haben ganz bewusst den Weg in die Freiheit gewählt, in ein Land, in dem sie sich geborgen und geachtet fühlen. Mit unseren Anliegen haben wir uns stets an diejenigen Parteien gewendet, die demokratisch handeln, nicht aber an braune Möchtegernbeschützer, denen Worte wie Freiheit und Demokratie fremd geblieben sind.
Wir sind fest davon überzeugt, dass wir auch weiterhin mit unserer Politik der sachlichen und fairen Argumentation den Deutschen aus Russland helfen werden, hier in der Bundesrepublik eine echte Heimat zu finden. Und wir verwahren uns mit Nachdruck gegen den Missbrauch, den die Propagandisten von ganz rechts außen mit diesem Begriff der Heimat und ihrem hohen Wert betreiben.
Für uns Deutsche aus Russland kann zur Heimat nur ein Land werden, in dem die Rechte aller geachtet werden und in dem sich alle, die sich gemäß den hier geltenden Spielregeln verhalten, zu Hause fühlen können.
Mit einer Politik, wie sie die NPD seit Jahr und Tag verfolgt, ist das nicht möglich. Wir Deutschen aus Russland, die über Jahrzehnte ohne jegliche Schuld als verfolgte Minderheit im stalinistischen Unrechtsstaat der Sowjetunion leben mussten, wissen vielleicht besser als jeder andere, was es bedeutet, wenn eine Gesellschaft die demokratischen Grundrechte außer Kraft setzt und Andersdenkende zu Freiwild erklärt.
Spätestens seit Herbst letzten Jahres ist nicht mehr zu übersehen, dass die NPD ihre Anstrengungen intensiviert hat, die Deutschen aus Russland mit rechtspopulistischen Scheinargumenten auf ihre Seite zu ziehen und sie als Stimmvieh zu nutzen.
Dabei schreckt diese Partei nicht davor zurück, Inhalte der Landsmannschaft in völlig verfälschter Form für ihre Zwecke zu missbrauchen. Mit einigen Teilerfolgen kämpfen wir dagegen seit Monaten an.
Bei unserem Vorgehen gegen diese Kräfte werden wir auch immer wieder daran erinnern, dass die NPD die Deutschen aus den Ländern der GUS noch vor wenigen Jahren als unerwünschte Ausländer abgelehnt hat.
Wäre es nach diesen Leuten gegangen, hätte kaum ein Deutscher aus Russland in den letzten Jahren und Jahrzehnten in die Bundesrepublik ausreisen dürfen.
Sämtlichen demokratischen Parteien dagegen, die sich für uns eingesetzt haben, sind wir dankbar, dass uns die Ausreise nach Deutschland – wenn auch in geringerem Ausmaß als früher - möglich ist, und ich darf ohne falsche Bescheidenheit anmerken, dass sich die Deutschen aus Russland dafür mit einer vorbildlichen Integrationsbereitschaft bedankt haben.
Für die Deutschen aus Russland war und ist Friedland das Symbol für ihren Weg in die Freiheit und ihren Neubeginn in einem demokratischen Land. Gerade deshalb betrachten wir es als besonders schädlich und ärgerlich, dass Rechtsradikale den Namen Friedlands für ihre Zwecke missbrauchen und gleichzeitig den guten Ruf der Deutschen aus Russland beschädigen.
Zumal sich die Gemeinde Friedland und der Landkreis Göttingen sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart in vorbildlicher Weise um Vertriebene und Aussiedler gekümmert haben. Ganz persönlich will ich mich dafür bei Herrn Landrat Reinhard Schermann und dem Bürgermeister Ihrer Gemeinde, Herrn Andreas Friedrichs, bedanken.
Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland distanziert sich mit allem Nachdruck von den Zielen und Methoden rechtsradikaler Kräfte! Herzlich willkommen in unseren Reihen ist dagegen jeder, der sich engagiert und mit Respekt vor demokratischen Grundregeln für die Rechte der Deutschen aus Russland einsetzen möchte.
Zugunsten von Menschen also – und lassen Sie mich das abschließend wiederholen -, die im Laufe ihrer Geschichte tragische Erfahrungen mit einem Unrechtsstaat machen mussten, in dem die einfachsten Grundregeln demokratischen Verhaltens keine Gültigkeit hatten.
Ich bedanke mich für Ihre Einladung zur Teilnahme an der heutigen Kundgebung und wünsche uns allen einen erfolgreichen und friedlichen Verlauf.