Unter dem Motto "Zukunft braucht Vergangenheit" führte die LmDR am 5. September 2021 ihre zentrale Gedenkfeier traditionellerweise im Grenzdurchgangslager Friedland durch. Die Schirmherrschaft hatte der Minis- terpräsident des Landes Niedersachsen, Stephan Weil, der sich auch mit einem Videogrußwort an die Versammelten wandte, übernommen.
Nach dem Eröffnungsgebet des Fried länder Lagerpastors TorstenWilhelm Wiegmann begrüßte die stellvertretende Bundesvorsitzende und Vorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen, Lilli Bi schoff, die mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern für eine vorbildliche Organi sation der Feier sorgte, die trotz der Co ronaBeschränkungen recht zahlreich er schienenen Gäste. Als Ehrengäste seien genannt der Innenminister des Landes Niedersachsen, Boris Pistorius, der Be auftragte der Bundesregierung für Aus siedlerfragen und nationale Minderheiten, Prof. Dr. Bernd Fabritius, der Bundestags abgeordnete Fritz Güntzler, die Vizepräsi dentin des Niedersächsischen Landtages, Meta JanssenKucz, und die Niedersäch sische Landesbeauftragte für Heimatver triebene und Spätaussiedler, Editha West mann. Besonders willkommen hieß sie auch den Bundesvorsitzenden der Lands mannschaft, Johann Thießen.
Anschließend führte sie zur Wahl des Mottos für die Gedenkfeier aus: „Ange sichts der Geschichte der Russlanddeutschen haben ir uns ein weiteres Mal für das Motto "Zukunft braucht Vergangenheit" entschieden - um zu unterstreichen, dass sich ein Terrorregime niemals wiederholen darf. Dafür steht die Lands
mannschaft der Deutschen aus Russland seit ihrer Gründung vor 71 Jahren.
Für uns zählt die Erinnerung an das Leid unserer Landsleute in der ehemaligen Sowjetunion zu den wichtigsten Aufgaben.
So schmerzvoll die Erinnerung an un sere Vergangenheit auch ist, hilft sie uns doch, den rechten Weg in der Gegenwart und Zukunft zu finden.“
In seiner Festrede betonte Innenminister Pistorius nach einem Rückblick auf die oft leidvolle Geschichte der russlanddeutschen Volksgruppe: „Viele Aussiedler, die nach Deutschland zurückkehrten, litten weiter unter den Folgen von Krieg und Vertrei bung. Sie sahen sich sowohl Vorurteilen der russischen Bevölkerung in Russland ausge setztalsauchmitVorurteilenderdeutschen Bevölkerung in Deutschland konfrontiert.
Während ihnen in ihren Herkunftsge bieten ihre Deutschstämmigkeit vorgewor fen wurde, werden Deutsche aus Russland in Deutschland häufig als eigentlich rus sisch angesehen. Die hohen Erwartungen der Zugewanderten an die neue Heimat wurden so teilweise enttäuscht. Sie fühl ten sich anfänglich ausgegrenzt und zwei felten schlicht an ihrer Identität. Alles in allem eine schwierige, nicht konfliktfreie
Ausgangslage für das Zusammenleben in der deutschen Gesellschaft.
Wir in Niedersachsen haben uns auch vor diesem Hintergrund früh entschlos sen, Spätaussiedlerinnen und Spätaussied ler sowie deren Familien bei der Integra tion in die deutsche Gesellschaft zu helfen und sie gleichzeitig dabei zu unterstützen, ihre kulturelle Identität zu wahren. Ihre vielfältigen, zur Eingliederung in die bun desrepublikanische Gesellschaftsordnung erbrachten Leistungen verdienen dabei Lob und Anerkennung. Und ich möchte hier einmal etwas deutlich sagen, was viel zu selten ausgesprochen wird: Wir freuen uns, dass Sie da sind!
Deswegen sollen auch Sie hier heute im Mittelpunkt stehen. Wir wollen Ihr Leben, Ihre Migrationsgeschichte und Ihr An kommen in Deutschland würdigen.
Unabdingbar ist dabei das Wissen um den Weg, den Spätaussiedlerfamilien bis heute beschritten haben. So müssen die Geschehnisse in Folge des Zweiten Welt krieges – genauso wie ihre Ursprünge in der Aggression HitlerDeutschlands – immer wieder erzählt werden. Sie dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Sie sind Teil unserer gemeinsamen deutschen Ge schichte. Gedanken und Gedenken daran zuzulassen und die Erinnerung zu bewah ren – das ist für unser Land ebenso wich tig wie für die betroffenen Menschen selbst.
Das heutige Veranstaltungsmotto ‚Zu kunft braucht Vergangenheit‘ bringt es auf den Punkt. Die Erinnerung an die Geschehnisse der Vergangenheit und die Aus einandersetzung damit ist
unverzichtbar.